Perspektiven im Stahl(Verbund)Brückenbau - Seminar des ÖSTV

1. März 2012, Wien

Der ÖSTV hat am 1.3. 2012 ein Seminar zur ganzheitlichen Bewertung von Infrastrukturbauten mit besonderer Berücksichtigung von Brückentragwerken veranstaltet.

Etwa 40 Teilnehmer von ÖBB, ASFINAG, Landesbaubehörden, Planern und Stahlbauern sind der Einladung des ÖSTV gefolgt.  

 

Ein wesentliches Ziel der Veranstaltung war es, auch in Österreich die Diskussion über die gesamtwirtschaftliche Betrachtung der Errichtung von Infrastruktur in Gang zu setzen. Bislang werden fast ausschließlich nur die direkten Kosten der Errichtung eines Tragwerkes in einer Ausschreibung bewertet, die entstehenden indirekten Kosten aber nicht. Damit bleiben aber Staus, Zeitverlust, Unfälle, Fahrstreckenverlängerung durch Umwege etc. unberücksichtigt. Diese volkswirtschaftlichen Kosten, die gleichsam „private" Kosten  sind, können aber nicht mehr unberücksichtigt bleiben, vor allem weil sie ein Mehrfaches der Errichtungskosten ausmachen können.

 

V o r t r ä g e :

  

Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtsch.-Ing. Tim Zinke (Karlsruher Institut für Technologie (KIT) - Stahl- und Leichtbau)

"Ganzheitliche Bewertung von Infrastrukturbauwerken"

 

DI Zinke präsentierte einen ersten Überblick und eine Erläuterung des Standes der europäischen Normung zu diesem Thema. 

 

Prof. Dr. Friedrich Schneider (Johannes Kepler Universität Linz) und Ing. Christian E. Wall MBA (ÖSTV)

"Volkswirtschaftliche Analyse der Errichtung von Infrastruktur: Berechnungen und Ergebnisvergleich anhand zweier alternativer Brückenbauvarianten"

 

DDipl.-Ing. Rudolf Brandstötter (SBV Ziviltechniker GmbH, Salzburg)

"Wetterfester Baustahl im Brückenbau"

 

Von Prof. Dr. Schneider und Ing. Wall wurde eine Analyse einer Brückentragwerk(neu)-errichtung über die Autobahn A1  bei Linz präsentiert. Für das Seminar wurde von DI Rudolf Brandstötter ein Alternative (=Verbundbrücke) zur gebauten Variante entworfen.

 

Die angestellte Vergleichskostenrechnung der beiden Varianten zeigt, dass zwar die Baukosten der Verbundbrücke um 30 % höher liegen, jedoch die Gesamtkosten (Baukosten inkl. Instandhaltung, Staus, Unfälle, Zeitverlust,...) abgezinst auf heutiges Preisniveau um fast 40 % reduziert werden können.

Auch wenn natürlich viele Unsicherheiten in dem Berechnungsmodell vorhanden sind (zB die Bewertung von Freizeitkosten), hat die sehr detaillierte Analyse eines jedenfalls aufgezeigt: Bauen verursacht substantielle indirekte Kosten. Das sollte künftig stärker in technische Gestaltung (stützenfrei) von Tragwerken einfließen, da damit die Baustellenführung (und - dauer) der Fahrbahnen stark beeinflusst wird. Und was die Bauzeit betrifft, sind Verbundbrücken unschlagbar: Eine  konservativ angesetzte 40 %ige Zeitersparnis ist möglich und hilft Bauherrn und Betreibern, Kosten zu sparen. Vereinfacht lässt sich sagen:  Stützenfreiheit =Behinderungsfreiheit. Hohe Behinderungsfreiheit - also hohe Verfügbarkeit - ist die gesellschaftliche Erwartung der Nutzer. Dem sollte künftig verstärkt  Rechnung getragen werden. 

 

DI Georg Matzner (ÖSTV - Österreichischer Stahlbauverband)
"Perspektiven des Stahl- und Stahlverbundbrückenbaus"

 

In seinem zusammenfassenden Vortrag stellte DI Matzner vom ÖSTV fest, dass es Ziel des Verbandes ist, verstärkt in diesem Bereich aktiv zu sein und den Dialog mit den Auftraggebern zu intensivieren.

Aufgrund des großen Interesses und der angeregten Diskussionen sieht sich der ÖSTV auf dem richtigen Weg.

 

Rückfragehinweis:

DI Georg Matzner, GF Österreichischer Stahlbauverband 

T +43 (0)1 503 94 74 | E georg[dot]matzner[at]stahlbauverband[dot]at

 

03/2012