Geschichte des Österreichischen Stahlbauverbandes

Seit 1954 ÖSTV – die geschichtliche Entwicklung im kurzen Auszug

Die Gründung des Österreichischen Stahlbauverbandes im Jahre 1954 ist zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend im Lichte der verstaatlichten Stahlbau­industrie Österreichs und auch im Umfeld der Nachkriegszeit mit ihren besonderen Bedürfnissen bezüglich des Wiederaufbaus nach dem Weltkrieg zu sehen. In einer ersten Besprechung am 25. Februar 1954 sind hochrangige Ver­treter der damaligen Alpine Montangesellschaft und der noch selbstständigen VÖEST übereingekommen, dass ein „Österreichischer Stahlbauverein" ge­gründet werden soll, wobei vereinbart wird, dass die VÖEST, da sie auf diesem Gebiet „die größere Bedeutung" besitzt, federführend sein soll.

 

In einer weiteren Sitzung am 28. April 1954 wird bereits der Wunsch geäußert, auch weitere Firmen, wie Waagner-Biro AG und Wiener Brückenbau AG auf­zunehmen.

Das damalige Proponenten-Komitee bestand laut Aktenvermerk aus folgenden Unternehmen:

 

- VÖEST

- Waagner-Biro

- Alpine Montan

- Wiener Brückenbau

- Donawitz

- Ludwig Binder

- Brüder Bablik

- Materialschutzgesellschaft

 

Ein interessantes Detail am Rande: Der jährliche Mitgliedsbeitrag wurde für Gründungsmitglieder verpflichtend mit ÖS 100.000,- vereinbart - für 1954 eine unvorstellbar hohe Summe, welche die Motivation zur Gründung einer solchen Interessensgemeinschaft mehr als deutlich macht!

 

Interessant ist auch die Tatsache, dass ab dem 28. April 1954 plötzlich von einem „Stahlbauverband" und nicht mehr von einem „Stahlbauverein", wie noch im Februar dieses Jahres beschlossen, die Rede ist.

 

Als erster Vorsitzender des Österreichischen Stahlbauvereines nach Protokoll vom 16. Juli 1954 wird Herr Prof. Dr. Friedrich Reinitzhuber von der VÖEST gewählt, erster Geschäftsführer ist Herr Dr. Hugo Dienes von Waagner-Biro. Für 1955 ist bereits ein erster Stahlbautag geplant, eine Stahlbau Zeitung soll jedenfalls geschaffen werden, vorerst herausgegeben unter dem Ingenieur- und Architektenverein. Für ein eigenständiges Organ werden ein bis zwei Jahrgänge der französischen, der deutschen und der schweizerischen Stahlbau Zeitung beschafft, um entsprechendes Vergleichsmaterial verfügbar zu haben. Vor­dringlich ist nach wie vor die Frage nach geeigneten Büroräumen, für die es mehrere Offerte gibt.

Im November 1954 gibt es dann auch eine erste Postadresse für den Öster­reichischen Stahlbauverein, nämlich Wien 3., Lothringerstraße 16, Telefon U 18044. Die ersten Satzungen in gedruckter Form sind mit 29. Mai 1954 datiert, wobei bereits erste gravierende Änderungen im Jahr 1955 vorgenommen werden.

Eine der vielen Satzungsänderungen betrifft auch den Namen; am 31. März 1958 erfolgt nach einstimmigem Beschluss eine Umbenennung in die noch heute gültige Bezeichnung „Österreichischer Stahlbauverband". Auch erhält der Vorsitzende nunmehr den Titel Präsident; neuer Präsident des Stahlbau­verbandes ist Herr Dir. Dipl.-Ing. Kurt Kleiber, die Geschäftsführung wird von Herrn Dr. jur. Hugo Dienes weiterhin wahrgenommen.

 

Weitere Details aus dieser Zeit: Der Verband unterhält 10 technische Fach­ausschüsse, in denen maßgebende Vertreter der Firmen und Behörden und nicht zuletzt der Hochschulen aktiv mitarbeiten. So existiert hier zu diesem Zeitpunkt beispielsweise ein Arbeitsausschuss für hochfeste Schrauben, ein Ausschuss für die Stahlbauschweißung, für die Verwendung hochfesten Sonderstahls für die genieteten Konstruktionen, ein Arbeitsausschuss für den Feuerschutz im Stahl­bau und ein Arbeitsausschuss für Gerüste aus Stahl, um künftig Unfälle und Katastrophen durch versagende Baugerüste zu unterbinden. Des Weiteren erfolgt eine intensive Zusammen- bzw. Mitarbeit in der Europäischen Konvention der Stahlbauverbände. In enger Kooperation mit dem Deutschen Stahlbauverband wird auch die Beratungsstelle dieser Organisation reichlich genutzt und die Druckschriften des Deutschen Stahlbauverbandes kostenlos an Interessenten weiter gesandt. Die Stahlbau Rundschau wird in zwangloser Folge - jährlich drei bis vier Hefte - produziert.

In weiterer Folge werden auch gemeinsame Stahlbau-Tagungen mit Deutschland und der Schweiz überlegt, erstmals wird eine terminliche Abstimmung ins­besondere mit dem deutschen Stahlbautag vorgenommen (Deutschland in den geraden, Österreich in den ungeraden Jahren).

 

1961 ist der Sitz des Österreichischen Stahlbauverbandes in Wien 9., Fürsten­gasse 1, vermerkt (der häufige Adressenwechsel ist offensichtlich bis heute für unseren Verband symptomatisch). 1976 wird die Geschäftsführung an Herrn Dipl.-Ing. Erwin Bauer übergeben; den damaligen Tätigkeitsberichten ist eine intensive Arbeit in vorwiegend technischen Arbeitsausschüssen, primär zu den Fragen des Brandschutzes, des Korrosionsschutzes und der Verbindung von Stahlteilen durch Schweißen und Schrauben zu entnehmen. Der Stahlbauverband übersiedelt 1977 nach Wien 13., Larochegasse 28, und ist seit geraumer Zeit strukturell in einen Vorstand und in ein Kuratorium gegliedert. Bezüglich der Mitglieder-Struktur des Verbandes ist eine klare Dominanz der Stahlbau­industrie erkennbar, wobei diese Unternehmen sehr hochrangig, also durch die Eigentümer persönlich bzw. durch Vorstandsvorsitzende vertreten werden. Damit ist die Kompetenz des Verbandes sehr offensichtlich dokumentiert. Mitte der 80er Jahre übernimmt Herr Dipl.-Ing. Helfried Massiczek die Geschäftsführung, 1996 verlegt der Verband seinen Sitz nach Wien 1., Eschenbachgasse 9/3.

 

In weiterer Folge gerät der Österreichische Stahlbauverband durch die zunehmende Redimensionierung der österreichischen Mitgliedsunternehmen in mittelständische Dimensionen und eigene hohe Personalaufwendungen in finanzielle Schwierigkeiten und beschließt neuerlich eine grundlegende Restrukturierung. Der Österreichische Stahlbauverband wird daher mit 1. Jänner 1999 in den Fachverband der Maschinen- und Stahlbauindustrie Österreichs integriert und damit räumlich in die Wirtschaftskammer Österreich in 1045 Wien, Wiedner Hauptstraße 63, verlagert. Seit diesem Zeitpunkt wird der Verband auch personell durch den Fachverband betreut und kann so wesentliche Ressourcen der eigentlichen Verbandsarbeit zuleiten.

 

Unabhängig davon ist es jedoch den Gründervätern des Verbandes vor 50 Jahren zu verdanken, dass sie die Anliegen, Wünsche, aber auch Sorgen des öster­reichischen Stahlbaues (die sich grundsätzlich bis heute nicht geändert haben), erkannten und durch eine gemeinsame Kommunikationsplattform schon sehr frühzeitig eine gute Lösung angestrebt haben. Dass dies weitgehend gelungen ist, sollen Ihnen die aktuellen Verbandstätigkeiten und die Möglichkeiten, die Ihnen ganz persönlich der Österreichische Stahlbauverband bieten kann, dokumentieren.

 

 

 

Wien, im Dezember 2005